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Villa Vigoni, 31. März - 3. April 2011
Organisatoren: Luca Di Blasi, Manuele Gragnolati, Christoph Holzhey
So wie Friedrich Nietzsche Stimmen und Widersprüche in sich akkumuliert und zum Gären gebracht hat, so scheint Pasolini grundlegende Spannungen regelrecht kultiviert und zum Motor eigener Produktivität, Vitalität und Intensität gemacht zu haben. Das Interesse an Pasolinis Fähigkeit, Spannungen auszuhalten, zu erzeugen und ästhetisch wie politisch fruchtbar zu machen, war der Ausgangspunkt einer interdisziplinären Arbeitsgruppe, die sich im Herbst 2009 am ICI Berlin gebildet hat und die sich seitdem mit Texten und Filmen Pier Paolo Pasolinis beschäftigt. Dieses Interesse steht in Zusammenhang mit dem ersten ICI-Leitprojekt „Tension / Spannung“, und aus dieser gemeinsamen Arbeit am ICI Berlin ist das vorliegende Projekt erwachsen.
Mit Jacques Derrida teilt Pasolini eine paradox anmutende Identität als Nicht-Identität, die Erfahrung eines doppelten Ausschlusses: Derrida wurde früh Opfer antisemitischer Ausschlüsse und konnte sich gleichzeitig nicht in die jüdische Gemeinschaft integrieren; Pasolini war Gegenstand homophober Ausschlüsse von Seiten sowohl des Staates (er wurde nach dem Bekanntwerden seiner Homosexualität aus dem Staatsdienst entlassen) als auch der kommunistischen Partei – und dieser doppelte Ausschluss bildet einen biographischen Hintergrund für seine Sensibilität für Ausschlüsse und Ausgeschlossene und für seine konsequent eigenständige, sich allen homogenisierenden Ideologien entziehende, exzentrische Positionierung, die als queer avant la lettre bezeichnet werden könnte. >>> |
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