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Giovanna Trento verbindet Pasolinis Werk noch umfassender mit der Chiffre „Panmeridionalismo“, einem „globalen Süden“. Gemeint ist eine Kontinuität in Pasolinis Interesse für die bäuerliche Welt und ihre Dialekte, für die römischen und neapolitanischen Peripherien und für die präeuropäische Antike und für die außereuropäische ‚Dritte Welt’.
Deswegen, und weil er konsequent und instinktsicher die Bruchlinien und Widersprüche der europäischen Stoffe thematisierte, verdichtet sich bei ihm Europa nie zu einer kompakten, eurozentrischen Identität, sondern wird, im Gegenteil, in seinen heutigen Grenzen und Begrenzungen neu lesbar, ebenso wie in seinen internen Spannungen.
Kann uns, gerade vor diesem Hintergrund, Pasolinis verwirrend-vielschichtige, verfremdende, Grenzen überschreitende und instabile Transformation grundlegender Werke und Überlieferungen der abendländischen Geschichte Impulse liefern, die Auswege aus sich bedrohlich verfestigenden Konstellationen und Antagonismen bieten? Können sein Transnationalismus, „Transklassismus“ sein Kulturen verbindender „Panmeridionalismo“, sein „Euroexzentrismus“[8] Anregungen bieten, gegenwärtige Konfliktlagen zwischen Eurozentrismus und einer postkolonialen Abendlandkritik, zwischen ‚westlicher’ und ‚islamischer Welt’, zwischen multikulturalistischen und universalistischen Positionen zu durchkreuzen? Über die Beschäftigung mit einigen zentralen Arbeiten Pasolinis um 1968 wollen wir im Gespräch zu solchen, wie uns scheint, grundlegenden Fragen der Gegenwart gelangen. >>>
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